Wieder in der äußeren Welt ankommen

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Wieder in der äußeren Welt ankommen, nach einer Innenschau!

Und hier ein weiteres Kapitel aus meinem Roman:

Kapitel 53 Bambi
Mit fünf Jahren durfte ich mit meiner Mutter meinen ersten Kinofilm sehen: „Bambi“ von Walt Disney. Ich freute mich den ganzen Tag darauf und war wahnsinnig aufgeregt, als es im Saal dunkel wurde und der Kinovorhang sich öffnete. Als Bambi an einer Blume roch und niesen musste, quietschte ich vor Freude. Das Kaninchen „Klopfer“ mit seinem treuherzigen Blick und das Stinktier „Blume“ waren so lustig, dass ich mich vor Lachen kringelte. Begeistert tauchte ich in die farbenprächtige Bilderwelt der Geschichte ein. Als Bambis Mutter von einem Jäger erschossen wurde, blieb mir das Lachen im Halse stecken. Und als Bambi sie im Schneetreiben suchte und verzweifelt „Mama!“ rief, fing ich an zu schluchzen.
Den zweiten Teil des Films konnte ich nicht bis zu Ende sehen. Ich erinnere mich daran, dass ich mit weit aufgerissenen Augen und Fingernägel kauend auf die Kinoleinwand starrte: Der Wald brannte, Bäume stürzten um, Tiere rannten um ihr Leben und Bambis Vater, der Fürst des Waldes stand mitten in den lodernden Flammen und rief:
„Bambi, lauf! Lauf!“
Da brach ich endgültig in Panik aus und weinte und schrie so laut, dass meine Mutter mich aus dem Kino tragen musste. Nichts konnte mich trösten. Ich war wochenlang verstört und fragte immer wieder, was denn aus Bambis Vater geworden sei:
„Wo ist er denn jetzt? Ist er tot?“

Miranda war durch die Lektüre aufgewühlt und sah sich den Film noch einmal von Anfang bis Ende an. Der Film ging gut aus. Bambis Vater starb nicht!
„Aber das Ende des Films hatte ich mit fünf Jahren nicht mehr gesehen, weil ich zu verstört war. Sicher war ich von der Geschichte so tief betroffen, weil ich mich mit Bambi identifizierte und selber meinen Vater verloren hatte. Vermutlich erinnerte ich mich mit fünf Jahren nicht an ihn, aber tief im Unterbewusstsein gab es eine Schicht, in der das Gedächtnis an meinen Vater und die Trennung von ihm abgespeichert waren. Mein Gefühlsausbruch im Kino zeugte davon.
Wie das für meine Mutter gewesen sein muss?“ , fragte sich Miranda gedankenversunken.