Corona-Chaos und innere Ruhe, ja das geht. In der chaotischen Situation die Ruhe zu bewahren, ist eine große Kunst. Du brauchst Halt, ja! Aber der Halt ist in dir, nicht im Außen. Keine noch so kluge Erklärung hilft. Das Virus ist da. Wir können es nicht wegdiskutieren. Es bleibt. Wir können es auch nicht verleugnen. Es ist da. Und vieles ist anders und neu. Und wir haben es nicht in der Hand. So ist es. Wir haben immer noch viel Spielraum. Weniger im Außen. Aber Innen ist viel Raum.


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Daher ein Gedicht meines Lieblingsdichters Rainer Maria Rilke

Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im künftigen sich zum Geschenk.

Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Anbeginn erfahren,
als dass sich eins im anderen erkennt?

Als dass an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.

Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.

Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
Ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus.

Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922