Geduld und Akzeptanz sind Tugenden, um die ich mich gerade bemühe.

Rainer Maria Rilke über die Möglichkeiten des Lebens
Aus dem Brief an Franz Xaver Kappus vom 12. August 1904

… Wir müssen unser Dasein so weit, als es irgend geht, annehmen.
Alles, auch das Unerhörte, muss darin möglich sein.
Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt.
…Aber nur wer auf alles gefaßt ist, wer nichts, auch das Rätselhafteste nicht, ausschließt,
wird die Beziehung zu einem andren als etwas Lebendiges leben
und wird selbst sein eigenes Dasein ausschöpfen.
Denn wie wir dieses Dasein des einzelnen als einen größeren oder kleineren Raum denken,
so zeigt sich, daß die meisten nur eine Ecke ihres Raumes kennen lernen,
einen Fensterplatz, einen Streifen, auf dem sie auf und nieder gehen.
So haben sie eine gewisse Sicherheit.

Und doch ist jene gefahrvolle Unsicherheit so viel menschlicher,
welche die Gefangenen in den Geschichten Poes drängt,
die Formen ihrer fürchterlichen Kerker abzutasten und den unsäglichen Schrecken
ihres Aufenthaltes nicht fremd zu sein. Wir aber sind nicht Gefangene.
Nicht Fallen und Schlingen sind um uns aufgestellt,
und es gibt nichts, was uns ängstigen oder quälen sollte.