Ich ziehe um – ich ziehe ein
Auszug aus meinem Buch “Der Umzug – Tanz mit den Elfen”
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Kapitel 220 ICH ZIEHE EIN
Eines Morgens erwachte Miranda in der Zwergenwohnung mit diesem Satz. Sie war im Halbschlaf, wusste nicht, ob sie wach war oder träumte, und hörte sich deutlich sagen: ICH ZIEHE EIN. Miranda berappelte sich, stand auf, wiederholte den Satz mehrmals, ohne ihn in seiner Tragweite zu verstehen, und schrieb ihn auf ein Blatt Papier. Was hieß das denn? Allmählich dämmerte es ihr. Sie trank eine Tasse Kaffee und starrte auf den Satz.
ICH ZIEHE EIN
Dieser Satz hatte eine Signalwirkung. Seit vier Jahren wohnte Miranda in der Zwergenwohnung. Der immer weiter voranschreitenden Krankheit von Angelo und dem täglichen Streit zwischen ihm und der aggressiven Waltraud beizuwohnen, war kein Vergnügen. Sie wollte wieder umziehen und suchte vergeblich nach einer neuen Wohnung. Nichts passte. Die Aussichtslosigkeit war zermürbend. Was tat sie sich da an?
Was wäre, wenn sie mit der Wohnungssuche erst einmal aufhörte? Sie wusste inzwischen, dass Loslassen einer der wichtigsten Schlüssel für jedes Problem war, und dass sie mit Druck nichts erreichte. Vielleicht würde ihre Traumwohnung ihr dann ohne Anstrengungen zufallen. So war das mit der Wundertüte des Lebens. Und bis dahin würde sie sich den Stress sparen und es sich hier, wo sie war, gut gehen lassen. Wie würde sich das anfühlen? Gut! Mehr als gut, hervorragend!
Sie beschloss, es sich so schön wie möglich in ihrem Heim zu machen. In den nächsten Monaten machte sie sich mit immenser Begeisterung, Tatendrang und Kreativität daran, alles in der Wohnung zu verändern und zu verschönern.
Miranda wurde schmerzlich bewusst, dass sie neben dem Schlafzimmer und der Küche nur Arbeitsräume in der Wohnung gehabt hatte. Sogar das Wohnzimmer hatte sie geteilt mit Klienten. Was für ein Irrsinn! Sie hatte nicht eine Wohnung und einen Praxisraum darin. Sie wohnte in ihrer Praxis als Untermieter. Schluss damit!
ICH ZIEHE EIN
Dieser Satz bedeutete noch mehr. Es ging nicht nur um die Zwergenwohnung. Es ging um das Bewohnen ihres Körpers. Jahrelang hatte sie nicht in ihrem Körper gewohnt. Sie hatte ihn gehasst, verachtet und als störend empfunden.
Miranda fing an, mit genauso viel Freude und Begeisterung ihren Körper neu zu beleben. Schon länger hatte ihre Essstörung, die ein Ausdruck ihres Selbsthasses gewesen war, sich verabschiedet. In den nächsten Monaten nahm sie ohne jede Anstrengung zehn Kilo ab, kaufte sich auserlesene, bunte Kleidung und verliebte sich in sich selber. Sie färbte ihren Haaransatz nicht mehr und freute sich über die grauweißen Haare, die herauswuchsen und ihr gut standen. Zu dieser Haarfarbe passten neue Farbtöne. Sie konnte Weiß tragen, eine Farbe, die sie früher blass gemacht hatte und sie jetzt strahlen ließ. Freunde und Bekannte überschütteten sie mit Komplimenten. Sie betrachtete sich fröhlich im Spiegel und mochte jede Falte in ihrem Gesicht. Alt werden – vor vier Jahren hatte sie das gewaltig beschäftigt. Und jetzt? Die Angst und damit die Enge im Herzen waren verschwunden. Es gab stattdessen in ihrem Inneren bewohnten Raum, Tiefe und Weite.